Nach der Sauerstoffzufuhrfördernden Kanalfahrt war selbstverständlich als Nächstes eine kleine Stärkung fällig. Wir gingen zu dem niedlichen betagten Minihaus The Huis und setzten uns lässig draußen vors Haus. Straßencafeflair und malerisches Hafenpanorama hielten uns gefangen, doch nicht davon ab, die Empfehlung der Gäste aufzugreifen, einen Windbeutel und Kaktus-Tee zu bestellen (also kein Cappuccino, sondern Tee – irgendwo sollten wahrhaftig Kalorien eingespart werden …). Jawohl, es gab dort Kaktus-Tee! Noch nie gehört und keine Ahnung was uns da erwartete. Jedenfalls dachten wir, Tee fängt zumindest die Sünde des Süßen auf (klar, Einbildung ist alles). Was dann jedoch auf uns zukam war ein riesiges Etwas mit Eis, Erdbeeren und Sahne. Eine phantastische Köstlichkeit, und die guten Vorsätze – wehret den Anfängen, das heißt Dezimierung der Kalorien – schmolzen dahin wie das Eis in der Sonne. Na ja, und der Kaktus-Tee (ganz ohne Stacheln), sicherlich verträglich, doch Kaffee hätte mir dazu besser geschmeckt. Frau kann eben nicht (immer) alles haben. Ab und zu ist Bescheidenheit angesagt … sagt wer?
Wer schon einmal beim Heilfasten war, würde bei dieser fabelhaften Windbeutel-Kreation keinen Gedanken an die Pausen mit Wasser, Tee und Apfelschorle verschwenden.
Abends nach dem schmackhaften Pasta-Buffet, gingen wir mit unserem bekömmlichen Rotweinchen wieder auf die Terrasse und träumten in den Sternenhimmel hinein.
Übrigens, mein Gesundheitsprogramm hatte ich uneingeschränkt beibehalten. Die Säftchen und Zutaten fanden sich alle in der Minibar auf unseren Zimmern. Nix da, meine Lieben, keine falschen Vorstellungen … In diesem rauchfreien Hotel findet man keinen Alkohol in der Minibar! Sondern äußerst nahrhafte Wässerchen, und in kleinen Fläschchen bekömmlichen Vitaminsaft. Alkoholisches (Zellgift) gibt es in der Hotel-Bar … Ab und zu abends so einen winzigen Absacker, Dämmerschoppen, Magenspüler, fördert nicht nur die Kommunikation mit anderen Hotelgästen …
In der Früh fuhren wir mit dem Fahrrad zum Leuchtturm. Das Wetter war nach wie vor Sommersonnenwarm, und die laue Seeluft machte übermütig. Wir manövrierten uns klingelnd mitten durch eine am Deich grasende Schafherde, die uns blökend großmütig Platz machte. An einem See vorbei, Richtung Leuchtturm, war die Ruhe körperlich spürbar. Zurück fuhren wir gegen den (lauen) Wind. Sogar ich, die seit Jahren kein Fahrrad mehr gefahren war, genoss die morgendliche Fahrt. Wer sich hier nicht erholt … dem ist nicht zu helfen.
Das ausgiebige Frühstück genehmigten wir uns auf der geräumigen Terrasse unterm Sonnenschirm. Die Sonne strahlte warm, hell und verheißungsvoll in den Tag hinein. So war das pure Urlaubsfeeling geradezu vorprogrammiert.
Bevor ich zu meiner Thalasso-Kur ging, probierte ich die entdeckte Hydrowasserbettmassage aus. Einfach klasse! In einem abgedunkelten Raum, auf dem Rücken auf einem warmen Wasserbett liegend (ohne seekrank zu werden), wurde ich mehrmals von oben bis unten, und von unten nach oben, mit Rollen wohltuend zehn Minuten durchmassiert. Herrlich! Danach wollte ich das täglich genießen. Schnell huschte ich noch in den Fitnessraum (sollte ich zumindest mal gesehen haben), rasch die Geräte ausprobiert, und schon ging es avanti zur nächsten Algenbehandlung. Die riesige Badewanne mit dem Meerwasserbrandungsbad (nennt sich Hydrojet) war der absolute Renner – eine Sensation für sich. Ich war begeistert. Das wäre genau die richtige Wanne für mein Badezimmer Daheim, wenn es das Ausmaß von 20 qm hätte …
Mittags war es mittlerweile so heiß, dass wir erst nachmittags ins Städtchen und zum Hafen aufbrachen. Das aufgekommene Windchen machte die Hitze erträglich. Viele Fischkutter hatten im Hafen angelegt. Dieses stimmungsvolle, postkartenwürdige Bild prägte sich ein, und gebannt verfolgten wir das bunte Treiben. Wir erlaubten uns ein üppiges Eis mit Sahne und liefen gemächlich zum Hotel zurück.
Dort erwartete uns ein umfangreiches, leckeres Meeresbuffet mit allerlei appetitanregenden Fischen. Gott sei Dank kein Tintenfisch, igitt, stelle ich mir jedes Mal bildlich vor. Im Schatten auf der Terrasse verputzten wir das Festmahl und freuten uns, dass es uns hervorragend ging.
Die Daheimgebliebenen mussten derweil arbeiten und eine schwüle Hitzeglocke über sich ergehen lassen.
Am nächsten Morgen nach dem Frühstück, ich hin zur Hydrowasserbettmassage, kurze Stippvisite im Fitnessraum und ab ging es zur letzten Algenbehandlung. Rein in die Wanne, hinterher Algenpackung, dann die Krönung, – eine herrliche, guttuende Ganzkörpermassage mit warmen Algenölen. Eine geeignetere Steigerung, etwas Gesundes für seinen Körper zu tun, gibt es nicht. Völlig locker und wohlig warm, räkelte ich mich anschließend genüsslich im Strandkorb, nicht angreifbar für Stress, Ärger, Sorgen oder andere negative Erscheinungen. Meine Batterie lud sich weiter auf und im Geiste schlug ich selig Purzelbäume.
Die Mittagsruhe verbrachten wir bei der Hitze faulenzend und Cappuccino schlürfend im Strandkorb – ohne Kuchen, stark, was …? Jedoch bloß, weil keiner mehr da war.
Abends nach dem Barbecue und einem Verdauungsspaziergang, brachte uns ein ausgedehnter Regenschauer eine erfreuliche Abkühlung.
Morgens ging es nach dem behaglichen Frühstück schnurstracks zum Hafen, wo ein Hafenkonzert mit dem Duo Leuchtfeuer uns alle in Tanz-Stimmung brachte. Die beiden Jungs spielten nicht übel. Die Sonne schien so heiß, dass wir uns in den Schatten mächtiger Bäume verdrückten und uns auf erfrischende Apfelschorle besannen. An diesem angenehmen Plätzchen war die Musik ebenfalls prima zu hören, und wir summten leise mit.
Wir bummelten noch durch die schnuckligen Geschäfte, doch bald zog es uns ins Hotel zurück, zu Cappuccino, kuschligem Strandkorb und Hydrowasserbett. Nachdem ich mir das zweimal hintereinander gegönnt hatte, gammelten wir bis zur Abendmahlzeit auf der Terrasse. Genüsslich verspeisten wir das köstliche Menü, zogen uns auf unsere Zimmer zurück, um, na logisch, einen Pilcher-Film (Seelenbonbon) anzusehen. Zum Heulen romantisch, ich liebe Happy-Ends. »Wir Frauen haben eine achtspurige Autobahn, um unsere Gefühle auszuleben. Männer dagegen nur eine Landstraße.« Im Grunde genommen verdient jeder Tag ein glückliches Ende. Zufrieden schlief ich in den neuen Morgen hinein, auf den wir uns sehr freuten.
Fortsetzung Teil 2 (folgt Mi 15.11.)